La Palma
Neues Tierschutzgesetz in Spanien
“Die Tiernothilfe Hagen e.V., welche Kastrationen schon seit über 25 Jahren auf La Palma finanziell unterstützt, hofft auch auf deutliche Veränderungen auf der Insel”
30 September, 2023
Gestern ist das neue Tierschutzgesetz in Spanien in Kraft getreten. Es ist im BOE 75 publiziert.
Damit hat Spanien ein fortschrittliches Gesetz zum Schutz der Tiere und die Möglichkeit Tierquäler entsprechend zu sanktionieren. Das Gesetz umfasst 54 Seiten.
Es wird ein zentrales Register eingeführt und Einrichtungen wie Tierschutzvereine, Tierzüchter, Trainer aber auch Haustiere zu registrieren. Eine Identifikation (Chip) eines Haustieres wird damit obligatorisch was die Möglichkeit ein Haustier auszusetzen endlich stark beschränkt.
Das Gesetz schreibt aber auch klar vor, dass Haustierbesitzer diese sauber und würdevoll halten müssen, dafür Sorge tragen, dass ihr Tier regelmässig einen Tierarzt sieht, was der Arzt wiederum im Register festhalten muss. Der Haustierbesitzer muss jederzeit wissen, wo das Tier ist und büxt es aus, muss er dies innerhalb von 48h den Behörden melden.
Es wird insbesondere auch verboten, Tiere auf öffentlichen Flächen frei herumlaufen zu lassen [Art. 25 d]. Da wird sich auf La Palma noch mancher Hundehalter etwas einfallen lassen müssen. Laufen doch überall Hunde frei rum.
Das Gesetz geht in einigen Fällen soweit in die Tiefe, dass zum Entfernen von Hundekot biologisch abbaubare Beutel verwendet werden müssen [Art. 26 e]. Da könnte die Kontrolle lustig werden.
Auch Katzen müssen einen Chip erhalten. Zusätzlich wird es obligatorisch Katzen vor dem 6. Monat sterilisieren zu lassen es sei denn, sie sind in einem Register als Zuchttiere registriert. [Art. 26 i]
Dann wird ein neuer Wirtschaftszweig entstehen, denn stirbt ein Tier, muss es im Register abgemeldet werden mit der Bescheinigung, dass es von einem für diese Tätigkeiten amtlich anerkannten Unternehmen verbrannt oder vergraben wurde. [Art. 26 j]
Auch das Anbinden des Hundes vor einem Laden um dann darin einzukaufen ist verboten, das Tier muss immer beaufsichtigt sein [Art. 27 d]. Weiter dürfen Hunde nicht über 24 h ohne Aufsicht gehalten werden [Art 27.i] und der Gebrauch von Geräten die das Tier verletzen können, wie elektronische Halsbänder ist verboten [Art 27.ñ].
Da stehen aber auch interessante Artikel wie: „Öffentliche und private Verkehrsmittel müssen die Mitnahme von Heimtieren erleichtern die keine Gefahr für Personen, andere Tiere und Sachen darstellen“, [Art. 29. 1] heisst das, dass man plötzlich mit einem Hund in den Bus darf und ihn nicht wie anhin in einer Transportbox als Gepäck mitführt? Bei öffentlichen Transportmitteln wie Bus scheint es obligatorisch, bei Taxi freiwillig. Auch in Restaurants dürfen offensichtlich nun Haustiere [Art. 29. 2.].
Weiter: „Unbeschadet der Bestimmungen ihrer kommunalen Satzungen müssen die Gemeinden den Zugang zu Stränden, Parks und anderen öffentlichen Räumen für Haustiere, die keine Gefahr für Menschen darstellen, fördern.“ [Art. 29.7].
Hundehalterkurs: Hundehalter müssen obligatorisch nachweisen, dass sie einen entsprechenden Kurs besucht haben. Der Ausweis ist dann unbeschränkt gültig. Die Kurse müssen kostenlos angeboten werden. [Art. 30 1,2]. Auch wird eine Haftpflichtversicherung vorgeschrieben.
Es folgen viele weitere Artikel die Schutzvereine, das Züchten, den Transport und weiteres regeln auf die ich hier nicht im Detail eingehen kann.
Verstösse werden in drei Kategorien eingeteilt und mit folgenden Bussen belegt:
Leicht von 500 € bis 10.000 € eine Verwarnung ist möglich.
Schwer von 10.000 € bis 50.000 €
Sehr schwer von 50.000 € bis 200.000 €
Als schwerer Verstoss gilt zum Beispiel eine permanente Veränderung des Körpers des Tieres wie das kupieren des Schwanzes.
Als sehr schwerer Verstoss gelten zum Beispiel das durchführen von Tierkämpfen oder einschläfern durch nicht qualifizierte Personen.
Bricht nun für Tiere der Himmel auf Erden in Spanien aus? Auf jeden Fall bedeutet dieses Gesetz eine enorme Verbesserung des Tierwohls und es wird sich zeigen, wie lange es dauert, bis man das auch im Alltag wahrnehmen kann.
Rückblick:
Wenn man als Tierfreund solche Fotos sieht, möchte man weinen. Und wenn man diese Geschöpfe zusätzlich streichelt, hilft man in der Regel, ganz egal, wo diese Tiere leben! So bestand bereits vor der Vereinsgründung im Jahr 1998 zwischen einigen späteren Mitgliedern der Tiernothilfe Hagen e.V. und der inzwischen leider verstorbenen Tierschützerin Sony Meier, aktives Mitglied des damaligen Tierschutzvereins „Appa“ auf der kanarischen Insel La Palma ein freundschaftlicher Kontakt.
Den Gründern der Tiernothilfe Hagen war es egal, woher ein Tier kam, wenn es Hilfe brauchte, bekam es sie. Die Idee war geboren – Hilfe für die Tiere im Raum unserer Heimatstadt – aber auch Hilfe für die geplagten und geschundenen Geschöpfe auf der kanarischen Insel la Palma. Es fanden sich weitere 6 Tierfreunde, die das Projekt unterstützten und es wurde die Tiernothilfe Hagen e.V. gegründet und der Verein ins Vereinsregister eingetragen. So arbeiteten die Mitglieder satzungsgemäß jahrelang zweigleisig:
Tierschutz vor Ort – aber auch Hilfe für die Tiere auf la Palma in Form von gezielten Spendenaktionen, Aufnahme und Vermittlung von Tieren der Insel hier in Hagen und Übernahme von Tierarztkosten. Anfang 2005 mussten wir uns der traurigen Tatsache stellen, dass sich der spanische Tierschutzverein „APPA“ auflöste. Es fehlte unter anderem an der Unterstützung der Gemeinden und der Hilfe der kanarischen Regierung. Glücklicherweise gab es aber weiterhin Tierfreunde auf la Palma (vielfach Deutsche), die die Tierschutzarbeit, unabhängig von einem Verein, fortsetzten. Sie wussten, dass sie für unzählige hilfsbedürftige Tiere zu dieser Zeit der einzige Rettungsanker waren. Diesen Tierschützern sagten wir unsere Hilfe selbstverständlich auch für die Zukunft zu.
Tierschutz auf La Palma vor dem 29. September 2023:
Die Situation für die Tiere und Tierschützer hat sich in keinster Weise verbessert, wie die Fotos zeigen. Es gibt wieder einen Tierschutzverein, der aber gegen die gleichen bürokratischen Hindernisse kämpft, wie seinerzeit „APPA“ .Bedingt durch die Finanzkrise, von der Spanien in besonderem Maß betroffen ist, haben viele Tierbesitzer kein Geld, um ihre Tiere tierärztlich versorgen zu lassen und zu kastrieren, um weiteres Tierelend zu vermeiden. In einer nach wie vor ländlichen Umgebung ist es immer noch sehr schwer, die Leute zum Umdenken zu bewegen. Viele Palmeros sind arbeitslos und haben Probleme, selber jeden Monat “ über die Runden „zu kommen.
Um die Touristen, die noch Geld ins Land bringen, nicht abzuschrecken, ist es unter Androhung von Bußgeldern verboten, streunende Katzen zu füttern!
Die Gemeinden sind der irrigen Meinung, dann würde sich das „Katzenproblem“ schon von alleine lösen ! Was sie den Tieren damit antun, ist ihnen nicht bewusst, bzw. man nimmt es billigend in Kauf .Tierschützer und auch Touristen sind gezwungen, sich heimlich um die Tiere zu kümmern ( wie bei uns z.B. Tierschützer, die Tauben in unseren deutschen Städten füttern ).Ein unhaltbarer Zustand – mit wenig Aussicht auf positive Veränderung. Und dennoch: wir sammeln nach wie vor zweckgebundene Spenden für la Palma, um vorrangig Tiere kastrieren zu lassen.
Jede kastrierte Katze/Kater oder Rüde/Hündin auf la Palma hilft, weiteres Tierelend zu verhindern. Vielleicht ist es ein Kampf gegen Windmühlen – aber auch wenn wir, bzw. die Tierschützer auf der Insel nur bedingt helfen können, viele Tiere werden dennoch gerettet. Dies dürfen wir bei aller Frustration nie vergessen! Jedes einzelne Tier zählt und ist es wert, gerettet zu werden. Die Tierschützer auf La Palma und die Tiernothilfe Hagen arbeiten in diesem Sinne weiter.
Sollten wir Ihr Interesse für dieses Projekt geweckt haben, sprechen Sie uns bitte an.
Leider sind in der Vergangenheit immer mehr Tierschützer aus Altersgründen von der Insel weg gezogen oder nicht mehr in der Lage, aktive Tierschutzarbeit zu leisten. Von daher ist es uns leider nur noch möglich finanziell, im Raum El Paso helfen zu können.
Henri auf La Palma – gerettet in ein neues Leben !
Kontaktaufnahme bitte über: kontakt@tiernothilfehagen.de