Projekt Stadttauben

Die Stadttaube ist KEIN Wildvogel !

Was viele Menschen nicht wissen: Stadttauben sind keine Wildtiere, sondern verwilderte Brief-, Haus- und Zuchttauben sowie deren Nachkommen.

Herkunft der Stadttauben
Die Stadttaube oder auch Strassentaube genannt ist ein direkter Nachkomme der Haustaube, welche der Mensch über tausenden von Jahren aus der ursprünglichen Felsentaube für seine Belange domestiziert und gezüchtet hat. Er nahm seine Haustauben auf seinen Reisen überall auf der Welt mit hin und züchtete mit ihnen weiter. Entflogene oder ausgesetzte Haustauben bildeten somit den Grundstock für die Populationen der Stadttauben in unseren Städten rund um den Globus.
Die noch heute lebende Felsentaube ist in Europa, Nordafrika und Südwestasien beheimatet und lebt dort vorrangig an den zerklüfteten Felsenküsten. Dort bilden sie oft grosse Brutkolonien und ziehen in grossen Schwärmen tagtäglich in das offene Hinterland, um dort nach Nahrung, Sämereien, Hülsenfrüchten und Körnern, zu suchen. In Schwärmen zu ziehen, um auf Futtersuche zu „gehen“ gibt dem einzelnen Tier Schutz und Sicherheit vor seinen Feinden. In erster Linie sind dies verschiedene Greifvogelarten.

Nutztier des Menschen
Nachforschungen zur Folge waren Tauben wohl, zu einer Zeit als der Mensch noch in Höhlen lebte, das erste Haustier gewesen. Viele tausend Jahre lang diente die Taube dem Menschen als Fleisch- und Eierlieferant. Der Taubenkot war hoch geschätzt und wurde als Dünger genutzt. Später gab es andere „Aufgaben“ für die Taube. So wurde sie in der Falknerei als „Übungsobjekt“ für die Falken eingesetzt oder auch als Futtermittel. Erst im letzten Jahrhundert wurde die lebende Taube durch die heutige Tontaube für Schiessübungen ersetzt. Die Volksmedizin nutzte Tauben als Heilmittel und Aphrodisiakum. Was man aber auch schon früh nutzte war ihr enormes Heimfindevermögen, da die Taube von Natur aus sehr ortstreu ist. Denn bereits ca. 2500 Jahre vor Christus wurde die Taube schon zu Botenzwecken auf Wachtürmen eingesetzt. Im ersten und zweiten Weltkrieg war die Taube ein sehr oft genutztes Kommunikationsmittel, aber mit dem Einzug immer modernerer Technik hatte die Taube auch darin keinen Nutzen mehr. Heutzutage ist sie „nur“ noch ein Liebhaberobjekt und so spielen Tauben als Freizeitbeschäftigung noch eine wichtige Rolle, vornehmlich im Taubensport und der Taubenzucht.

Lebensraum der Stadttauben
Ihre ursprüngliche Abstammung von der Felsentaube kann die Stadttaube nicht verleugnen und ablegen. Denn genauso wie die Felsentaube geschützte Brutplätze in Felswänden, Klippen oder Höhlen nutzt, findet die Stadttaube diese Plätze in unseren Städten. In und an Gebäuden, in Strassenschluchten, Ruinen und unter Brücken finden die Stadttauben ihre Plätze, um ihre Brut gross zu ziehen. Zum Missfallen vieler Stadtbewohner, Hausbesitzer und Stadtverwaltungen. Die Stadttaube hat sich mit dem Menschen entwickelt und sich dessen Lebensbedingungen angepasst. Leider ist die Stadttaube, im Gegensatz zu ihren Vorfahren, nicht in der Lage, bedingt auch durch ihre extreme Ortstreue, die Stadt zu verlassen, um vor der Stadt auf Wiesen und Äckern nach Nahrung zu suchen. Somit sucht sie in der Stadt und dort findet sie reichlich Futter, in Form von Essensresten und Abfällen. Zum Leidwesen ihrer Gesundheit, da es sich hierbei logischerweise nicht um ihre natürliche Nahrung handelt, aber es führen auch viele andere Faktoren dazu, dass Stadttauben oftmals nur eine Lebensdauer von ca. 2-3 Jahren haben, denn ein hoher Prozentsatz (ca. 90% der Jungtiere) sterben bereits im ersten Jahr. Unter optimalen Bedingungen können sie auch ein Alter von über 10 Jahren erreichen.

Das Problem der Städte
Die angezüchtete Fruchtbarkeit, Anpassungsfähigkeit und die Fähigkeit, ihre Nachkommen auch unter schlechten Bedingungen groß zu ziehen, führten zur Entstehung von großen lokalen Populationen, die nun von den Menschen als Problem angesehen werden. Zwei bis acht mal jährlich können Tauben je zwei Junge aufziehen. Die ursprüngliche Felsentaube dagegen nur 2-3 mal im Jahr. Die Stadttaube wird bereits nach 6 Monaten geschlechtsreif, dagegen eine Felsentaube erst nach 12 Monaten. Durch die schlechten Lebensbedingungen und vor allem das nicht artgerechte Futterangebot (Stadttauben werden entgegen ihres Ursprungs zu wahren „Allesfressern“), sind Tauben anfälliger für Krankheiten. Ein deutlicher Hinweis für die fehlende und falsche Ernährung ist der sogenannte Hungerkot, den sie in grossen dünnflüssigen Klecksen absondert. Entgegen landläufiger Meinungen greift Taubenkot steinigen Untergrund nicht an (Prüfbericht Techn. Universität Darmstadt, 2004). Nur bei Metallen kann es zu leichten Korrosionen kommen.
Ein weiteres Problem der Städte, gerade der Innenstädte, ist die extreme Standorttreue einer Taube, in der sie Futter sucht und ihre Brut aufzieht. Gerade mal ca. 700 Meter umfasst ihr Radius. Und somit ist auch hier die Taube wieder vom Menschen abhängig, was er ihr als Futter ermöglicht.

Effektives und tierschutzrechtliches Stadttaubenkonzept
Als vernünftig und effektiv haben sich in einigen Städten Vorgehensweisen zum Kontrollieren der Taubenbestände erwiesen. In eigens eingerichteten und betreuten Taubenschlägen können die Stadttauben gezielt angesiedelt, direkt kontrolliert und dessen Bestand reguliert werden. Wenn Taubenschläge alle Idealvoraussetzungen erfüllen, ziehen die Stadttauben dorthin um. Dem hinzukommend werden die übrigen Nistplätze für die Tiere unzugänglich gemacht. Hinzu kommt, dass das allgemeine Futterangebot reduziert wird, wobei ausgewiesene Fütterungszonen zur Begegnung zwischen Mensch und Tier erhalten bleiben können.
Modellprojekte in Augsburg, Erlangen und Berlin zeigen, dass auf diese Weise das Taubenproblem gezielt, nachhaltig, umweltschonend und tierschutzgerecht angegangen, die Gebäudeverschmutzung reduziert und der Taubenbestand in wenigen Jahren um ein Drittel reduziert werden kann. Ziel sollte keine Vernichtung, sondern ein kleiner gesunder Taubenbestand sein, denn auch Stadttauben zählen zur Artenvielfalt unserer Siedlungen.

Schlusswort
Betrachtet man nun die Geschichte und das Wesen der Taube, kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass Vertreibung und Vergrämung dieser Tiere keine Lösung ist, und dass es eine Tierquälerei erster Güte ist, sie durch Fütterungsverbote langsam verhungern zu lassen. Es ist unverständlich, dass viele Städte wissentlich und mit vollster Absicht gegen den ersten § des Tierschutzgesetzes verstossen (Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen).
Leider ist die Taube in der Gunst der Menschen sehr tief gefallen. Vieles, was an diesem Tier heute so negativ gesehen wird, ist entweder falsch oder beruht auf mangelnder Information. Daher wehren wir uns als Tiernothilfe Hagen e.V. vehement gegen diesen Umgang mit Tauben und möchten die oft unwissende Bevölkerung darüber aufklären, dass die von Stadttauben ausgehende Gefahr für die Gesundheit der Menschen äußerst gering ist.

Wir wollen auf Dauer gesehen der Taube wieder zu einem positiveren Image verhelfen.

Tauben an der Volme. Am Arbeitsamt

An der Volme, im Bereich des Arbeitsamtes, werden diese Tauben durch uns regelmässig mit artgerechtem Futter versorgt. Tauben, die sonst herrenlos durch Hagen auf der Suche nach Futter herumirren, werden durch regelmässige Fütterungen an diesen Ort gebunden. Ebenfalls können kranke Tauben rechtzeitig erkannt und dem Tierarzt vorgestellt werden.

In einem betreuten Schlag tauscht zusätzlich eine weitere ehrenamtlich tätige Tierschützerin Taubeneier gegen Gipseier aus. Dadurch erfolgt hier auf Sicht eine tierschutzgerechte „Geburtenkontrolle“, die zu einer Reduzierung der Taubenzahl führt.

Um dieses Projekt durch artgerechtes Futter, zusätzlichen Gipseiern, einer Netzpistole ( um kranke und verletzte Tiere einzufangen ) u.a.m, auszubauen benötigen wir fortwährend Unterstützung. Unterstützung durch wahre Tierfreunde, die Stadttauben als das ansehen, was sie sind: als Tiere, die Hilfe benötigen. Unabhängig davon, ob man sie mag oder nicht.

Ein großes Danke Schön an alle, die uns unterstützen.

Unsere Netgun im Einsatz

Viele unserer Tierrettungen wären ohne dieser Netgun gar nicht möglich gewesen. In der Vergangenheit war es immer sehr umständlich und auch in einigen Fällen leider erfolglos. Unser Einsatzbereich erstreckt sich über die Sicherung von z.B. verletzten Tauben, Gänsen oder Enten.